Wir alle werden plötzlich und unvorbereitet Eltern. Natürlich wissen die meisten in der Regel schon ein paar Monate im voraus, was da so im Großen und Ganzen auf sie zukommt. Und doch wissen sie es nicht. Denn nichts ist so anders und so neu, wie Eltern eines Kindes zu werden. Niemand kann dich oder mich auf diese vorher unbekannten Gefühle und Herausforderungen vorbereiten.

Wie also lernen wir “Eltern zu sein”?

Natürlich so wie das meiste im Leben: Wir haben eine bestimmte Vorstellung davon, wie wir gerne als Eltern wären. Und selbstverständlich auch, wie wir unsere Kinder gerne hätten. Dass das im wahren Leben aber selten so abläuft wie wir uns das ausgemalt haben, erklärt sich von selbst. Ausschlaggebend für unsere Erziehungskünste sind meist unsere eigenen Eltern. Unser Wissen zu diesem Thema basiert auf den eigenen Erfahrungen unserer Kindheit. Schließlich lernen Kinder am besten durch Beobachten und Nachahmen, dabei bilden wir selbst keine Ausnahme. Doch wer sagt, dass unsere Eltern damals alles immer und zu jeder Zeit richtig gemacht haben? Niemand. Denn das ist gar nicht möglich. Sie haben selbst so gehandelt, wie sie es für richtig hielten oder wie sie es wieder rum von ihren eigenen Eltern übernommen hatten. Deshalb haben wir im Endeffekt ungeprüftes Wissen einfach übernommen.

Nichts desto trotz stimmen mir wohl alle zu, dass das Familienleben “Learning by doing” ist. Schließlich ändert sich das Verhalten der Kinder mit dem Alter permanent. Auch einschneidende Ereignisse im Leben der Familie können den Alltag aus dem Gleichgewicht bringen. Früher oder später wird ein Moment kommen, in dem wir Eltern uns hilflos und überfordert fühlen und wir am liebsten alles hinschmeißen würden. Und das ist völlig in Ordnung. Jeder kennt diese Momente. Auch wenn die meisten nicht darüber sprechen möchten.

Der Knackpunkt hierbei ist: Die meisten Eltern wünschen sich ein verändertes Verhalten ihrer Kinder, dass stressige Situationen nicht mehr zustanden kommen. Aber dieser Ansatzpunkt ist falsch. Es wird mit Kindern immer wieder zu schwierigen Situationen kommen, da sie sich ständig weiterentwickeln, ausprobieren, eigene Meinungen entwickeln und sie nun mal individuelle, eigenständige Menschen sind.

Deshalb müssen wir, als Eltern, lernen was in den stressauslösenden Momenten in uns abläuft. So können wir den Ausgang der Situation maßgeblich beeinflussen und verbessern.

Es ist erstaunlich, wie erfüllt und glücklich das Familienleben sein kann, wenn du mit dir selbst im reinen bist. Das Verhalten der Eltern, einschließlich der Gedanken, spiegelt sich immer in deren Kinder wieder.

Befassen sich Menschen eine Zeit lang mit sich selbst, merken sie schnell den enormen Einfluss, den die eigenen Eltern auf einen hatten. Da ist es naheliegend, dass unsere eigenen Kinder genauso sehr von uns beeinflusst werden. Außerdem prägen uns auch andere äußere Umstände wie die restliche Familie, Freunde, finanzielle Situation, Kultur, Bildung, Wohnort und so weiter. Diese unglaubliche Menge an unterschiedlichen Einflüssen verankert sich im Unterbewusstsein. Es ist wie eine Festplatte die alle Informationen abspeichert, egal ob bewusst wahrgenommen oder unbewusst aufgenommen.

Grundsätzlich meint es das Unterbewusstsein gut mit uns. Es hilft uns, sicher durch den Alltag zu kommen. Wenn uns eine Situation bekannt vorkommt, erinnern wir uns in Bruchteilen einer Sekunde und greifen auf Erfahrungswerte und Altbekanntes zurück. Dadurch müssen wir sie nicht komplett neu bewerten und nach Handlungsvorschlägen suchen, was uns enorm viel Zeit und Energie kosten würde. So bewältigen wir schlichtweg unseren Alltag.

Doch der einfache Weg ist nicht immer der beste. Denn wenn wir Situationen niemals neu bewerten, dann handeln wir immer auf die selbe Weise. Und das zieht die selben Konsequenzen nach sich.